Bea: Ich frage jetzt extra nicht, wie dein früherer Name war, denn diese Frage stellt man nicht. Warum?
Elena: Es gibt einen ganz einfachen Grund, warum man die Frage nach dem Geburtsnamen nicht stellen sollte und das ist der, dass dieser Name erstens in der Vergangenheit liegt und zweitens für die Zukunft dieser Person überhaupt keine Bedeutung mehr hat. Das problematische an dieser Frage ist, dass man die Person, die versucht in die Zukunft zu schauen und sich ein neues Leben aufzubauen, damit immer wieder darauf reduziert, dass sie trans ist. Diese Person macht aber sehr viel mehr aus als nur ihr Name.
Bea: Dann blicken wir doch nach vorne. Wie hast du dir deinen neuen Namen ausgesucht? Wie bist du darauf gekommen?
Elena: Ich habe lange überlegt, welcher Name zu mir passt und welcher Name sich richtig anfühlt. Ich habe auch ein bisschen rumexperimentiert. Aber irgendwann kam wieder meine Mutter an und hat mich gefragt, ob mir ein Name eingefallen ist. Als ich dass dann verneint hatte, hat sie gesagt „Okay, dann würde ich dir gerne nochmal einen neuen Namen aussuchen“. Weil sie meine Mutter ist, hat sich ihr erster Vorschlag „Elena“ direkt richtig angefühlt.
Bea: Ein Name oder ein Begriff, der im Zusammenhang mit Trangender-Menschen fällt, ist ja das Wort „Transe“. Wie reagierst du, wenn dich jemand so nennt?
Elena: Also „Transe“ ist im ersten Moment erstmal nicht beleidigend. Weil „Transe“ eine Abkürzung für „Transvestit“ ist. Das heißt, wenn man einen Transvestiten mit „Transe“ abkürzen will, ist das in Ordnung. In dem Moment wo man aber das Wort „Transe“ auf „Transgender“ bezieht - also Männer und Frauen, die das nicht nur zum Spaß machen, sich einfach nur verkleiden und sagen „Ach, ich bin jetzt mal für diesen Abend eine Frau“ oder „Ich bin jetzt mal für diesen Abend ein Mann“, aber sich eigentlich mit ihrer Geschlechtsidentität wohl fühlen, mit der sie geboren wurden - ist das dann tatsächlich eine Beleidigung. Wir machen das nicht zum Spaß, wir machen das nicht als Verkleidung, wir machen das auch nicht, weil das irgendwie ein Fetisch von uns ist. In dem Moment ist „Transe“ eine Beleidigung für Transgender.
Bea: Gab es schonmal Situationen, die für Dich richtig unangenehm waren?
Elena: Zuletzt war eine sehr, sehr unangenehme Situation im Testzentrum, wo ich meinen Ausweis gezeigt habe. Die Person hat zweimal draufgeguckt und dann wirklich, obwohl da noch andere Leute um mich herumstanden, so laut wie es irgendwie ging durch den gesamten Raum meinen Geburtsnamen gerufen. Das war richtig unangenehm für mich. Die Person für sich hätte sagen können „Okay, so und so siehts aus. Ich mache da jetzt kein Thema draus“.